Viviane Diederich M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 
  
Was haben Sie wo studiert?
 
Ich habe an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Archäologien im Bachelor und Mittelalterstudien im Master studiert. Während des Masters habe ich zwei Semester an der Ca’Foscari Università in Venedig verbracht und dort Mittelalterarchäologie und Kunstgeschichte studiert.
 
Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?
 
Meine erste archäologische Berufserfahrung konnte ich bei einem Praktikum beim LVR Landesamt für Bodendenkmalpflege im Rheinland sammeln. In meiner gesamten Studienzeit habe ich nebenbei bei verschiedenen Institutionen wie dem LVR Landesamt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Bonn, LVR LandesMuseum Bonn, sowie bei der Grabungsfirma ArchaeoNet und für die Stadtarchäologie Duisburg gearbeitet. Darüber hinaus konnte ich bei einem Mongolei-Projekt der KAAK mitarbeiten. Diese Einblicke in verschieden Bereiche des Berufsfeldes waren wichtige praktische (Ausgrabungs-) Erfahrungen für mich, von denen ich noch heute Nutzen ziehe.
 
Seit 2018 arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Das ist meine erste Station im Berufsleben nach dem Studium.

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?
 
Während des Studiums hatte ich zunächst kein konkretes Berufsziel, sondern lediglich den Wunsch, Archäologin zu werden. Mir hat der Facettenreichtum des Studiums gefallen. Mit der Bachelorarbeit fiel mein Interessenschwerpunkt in den Bereich der Mittelalterarchäologie, woraufhin sich meine Berufsziele in Richtung Stadtarchäologie orientiert haben. Im Laufe des Masterstudiums hat sich mein Berufswunsch zusätzlich in Richtung der kulturellen Vermittlung der Wissenschaft erweitert.
 
Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Studium empfunden?
 
Die Übergangsphase in die berufliche Tätigkeit habe ich mit gemischten Gefühlen erlebt. Einerseits war da diese gewisse Ungewissheit, wie es nach dem Studium weitergehen soll und ob ein Ortswechsel für mich in Frage kommt, andererseits war da der Drang die Masterarbeit und das Studium abzuschließen, um endlich loslegen zu können. Ich habe damals an einem Workshop vom Career-Center der Universität Bonn teilgenommen, bei dem es um den Weg in den Beruf für junge Archäologinnen ging. Nach diesem Workshop nahm ich für mich mit, dass es wichtig sein würde, sich frühzeitig, d.h. bereits während der Schlussphase der Masterarbeit, auf die Stellen zu bewerben, die mich interessieren. Dabei ging es mir insbesondere darum, einen Einstieg in den Bewerbungsprozess zu bekommen. Dadurch ist mir der nahtlose Übergang ins Berufsleben gelungen.
 
Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?
 
Ich arbeite auf einer halben Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin (Assistentin) mit Promotionsvorhaben am Lehrstuhl der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im schönen Bamberg. Neben der Leitung einer Lehrveranstaltung im Semester, gehören die Betreuung der Studierenden die Klärung von organisatorischen Fragen aus dem Lehrstuhlbetrieb zu meinen Aufgaben. Zudem leite ich die Ausgrabungen in einem neuzeitlichen Gebäude in der Oberpfalz im Rahmen eines deutsch-tschechischen Forschungsprojekts. Neben meiner Tätigkeit am Lehrstuhl promoviere ich zum Thema „Stadtarchäologie und Öffentlichkeit“ an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg und führe dazu das Wissenschaftsblog ArchaeoLogue – Archäolgie im Dialog.
 
Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?
 
Nach dem Studium können Archäolog*innen kulturelle Errungenschaften erkennen, würdigen und in einen kulturhistorischen, oft auch landschaftsgeschichtlichen Zusammenhang einbinden und darüber hinaus das Prozesshafte an Entwicklungen verstehen. Darüber können Sie wissenschaftliche Abhandlungen verfassen und die wissenschaftlichen Ergebnisse ansprechend präsentieren. Sie können auch die Vermittlung des kulturellen Erbes als möglichen Bildungsauftrag verstehen.

Aufgrund der vergleichenden Analysen in Verbindung mit den praktischen Erfahrungen erlangen Absolventen eine fundierte Prognosefähigkeit, wenn es zum Beispiel um die Beurteilung von möglichen Fundplätzen im Gelände und prinzipiell in Planverfahren geht.

In meinem Studium habe ich wissenschaftliches Schreiben gelernt; von der Nutzung verschiedener Recherchetools, über das Verfassen wissenschaftlicher Texte bis zur Lektorierung derselben, was ich bei der Mitarbeit an einer größeren Publikation im Fachbereich lernen konnte. Dies hilft mir heute nicht nur beim Verfassen eigener Artikel, sondern auch bei der Betreuung von studentischen Arbeiten. Die positiven Erfahrungen kann ich in die aktuelle Lernveranstaltung „Publizieren in der Archäologie“ zusammen mit Herr Prof. Schreg gut einbringen.
 
Ich habe gelernt, gründlich zu arbeiten und die Bearbeitungsfelder auch im wörtliche Sinne klar ab zu stecken.

Neben der fachlichen Kompetenz sind jedoch die erlangten „Softskills“ eine wichtige Stütze für meinen Arbeitsalltag.
Das regelmäßige Halten von Referaten bereitet auf das Halten von Vorträgen vor und auch auf des Sprechen vor Studierenden in einer Lehrveranstaltung. Als Vortragende kann man sehr von einer guten Feedbackkultur profitieren.
Meine Fähigkeit, viele unterschiedliche Termine und Aufgaben koordinieren zu können, hat sich besonders beim Studieren des interdisziplinären Studiengangs der Mittelalterstudien ausgeprägt, da man in diesem neuartigen Studiengang ein hohes Maß an Selbstorganisation aufbringen musste. So war ich für meine Masterarbeit ständig zwischen den Städten Köln, Bonn und Duisburg unterwegs. Die Fähigkeit sich gut zu organisieren, ist gerade im Lehrstuhlalltag sehr nützlich. Durch meine Mitarbeit im Mongolei-Projekt der KAAK erhielt ich beispielsweise wertvolle Einblicke in die Buchhaltung und Budgetplanung einer Ausgrabungskampagne. Erfahrungen, die ich bei der Planung und Organisation meiner Lehrgrabung sehr gut anwenden konnte.

Nicht zuletzt birgt der Umgang mit den Dozenten, Tutoren und Kommilitonen, Chefs und Kollegen viele Erfahrungen, wenn es beispielsweise heute bei mir darum geht, eine Kampagne zu führen, Studierende dafür zu begeistern, Struktur zu geben oder Arbeit zu verteilen – Lernen durch Vorbilder!
 
Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?
 
Im Großen und Ganzen muss ich sagen, bin ich sehr glücklich mit dem Verlauf meines Studiums. Das eine Nebenfach, dass man doch gerne noch mitgenommen hätte, gibt es wohl immer.
 
Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Wenn man neugierig ist und viel ausprobiert und auch mal einen Kurs aus den Nachbardisziplinen z.B. als Gasthörer*in der Geographie, Bodenkunde oder Geschichte besucht, hat man, denke ich, gute Chancen herauszufinden, wohin man eigentlich möchte. Ansonsten liebe Studierende: Seien Sie mutig und selbstbewusst! Gehen Sie auf Tagungen oder einen Vortragsabend am Lehrstuhl. Wagen Sie dort ruhig die eine oder andere Unterhaltung. Wer weiß, wen Sie kennenlernen werden und vielleicht findet am Ende der passende Job… Sie!
 

Dr. Vibeke Goldbeck ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin.


Was haben Sie wo studiert?

Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Tübingen, Bologna und Freiburg

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

06/07-08/07: Mitarbeit am Aufbau der Bilddatenbank FreIkon am Archäologischen Institut der Uni Freiburg

09/07-03/08: Volontariat an den Staatlichen Antikensammlungen München

04/08-07/10: Akademische Rätin auf Zeit am Institut für Klassische Archäologie der Uni Heidelberg

seit 08/10: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klassische Archäologie der FU Berlin

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?

Als ich anfing zu studieren, wollte ich unbedingt Professorin werden. Das war mein Antrieb, mich früh bei Kommiliton*innen und Dozent*innen zu informieren, was dazu nötig bzw. nützlich ist: Latinum und Graecum machen, Italienisch lernen, Uni wechseln, im Ausland studieren, Praktika bei Ausgrabungen und in Museen machen, bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres promoviert sein, um mich auf das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Institutes bewerben zu können. Ohne diesen Antrieb hätte ich das Studium vermutlich nicht stringent durchgezogen. Inzwischen möchte ich gar nicht mehr zwingend eine Professur – damit ist viel weniger Souveränität (in jeder Hinsicht) verbunden, als ich früher geglaubt habe. Inzwischen hätte ich lieber eine der wenigen entfristeten Mitarbeiterstellen, die es noch gibt, vorzugsweise an einem Universitätsinstitut mit einer großen Original- und Abguss-Sammlung.

Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Studium empfunden?

Ich habe sehr gerne studiert, aber es war – und ist! – auch schön, auf einmal Verantwortung zu tragen und das Gelernte weiterzugeben. Auf manche Tätigkeiten habe ich mich durch das Studium – nicht nur des Faches sondern auch und gerade seiner Vertreter – gut vorbereitet gefühlt. Anderes war neu und herausfordernd.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?

Ich bin mit einer halben Stelle (19,5 h pro Woche) als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin angestellt. Zu meinen Aufgaben gehören Lehre (1 Veranstaltung pro Semester), Aufgaben im administrativen Bereich (Organisation der Lehrveranstaltungen des Instituts, Beratung der Studierenden, Anrechnungen von Leistungen in andere Module, Weiterentwicklung von Studiengängen etc.) und eigene Forschungen. Theoretisch sollten alle drei Bereiche ungefähr gleich viel Zeit in Anspruch nehmen, aber de facto gibt es dabei immer wieder größere Schwankungen.

Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?

Eine schwierige Frage, weil man sich dessen nicht immer bewusst ist. Sammeln, Analysieren und Vermitteln von Fachwissen – definitiv ein großer Bestandteil des Studiums – ist für Lehre und Forschung sehr wichtig. Mit anderen Menschen über ein Problem zu kommunizieren, sei es wissenschaftlicher, administrativer oder anderer Natur, habe ich ebenfalls im Studium gelernt. Ein weiterer wichtiger Bereich, für den das Studium mich sensibilisiert hat, ist interkulturelle Kommunikation. Konkret bedeutet das den Umgang mit Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, das Jonglieren mit Fremdsprachen, auch wenn man nicht alle davon wirklich gut beherrscht, und das Verständnis für die Unterschiede zwischen der Art der Ausbildung in verschiedenen europäischen Ländern. Das hilft mir bei der Beratung der Studierenden im Hinblick auf Auslandsaufenthalte und im Umgang mit Erasmus-Student*innen, die zu uns kommen. Projektmanagement lernt man ebenfalls im Studium, auch wenn das dort nicht so heißt. Ein Referat oder eine schriftliche Arbeit bis zu einem bestimmten Termin nach vorgegebenen Kriterien vorzubereiten ist (im Kleinen) nicht viel anders als eine Vorlesung vorzubereiten oder ein Forschungsprojekt durchzuführen. Durch die mehrfachen Ortswechsel habe ich im Studium schon geübt, mich immer wieder auf neue Leute in meinem Umfeld einzustellen.

Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?

Wenig, ehrlich gesagt. Vielleicht hätte ich noch Kunstgeschichte als Nebenfach studiert, da würde ich mich gerne besser auskennen. Und ich hätte gerne einen Studienaufenthalt in England absolviert. Das hatte ich versucht, es hat aber leider nicht geklappt. Abgesehen davon hatte ich insgesamt eine wunderbare Studienzeit.

Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Auch eine schwierige Frage. Ein guter Anfang ist, darüber nachzudenken, was man gut kann, und bei welcher Art von Tätigkeit man ein gutes Gefühl hat. Mich macht zum Beispiel unterrichten sehr glücklich, andere Kollegen sind nur glücklich, wenn sie auf Ausgrabungen sind und die Hände in der Erde haben, und wieder andere entwickeln am liebsten Konzepte für die Zukunft des Faches. Sehr wichtig ist, nicht zu glauben, dass es die eine seligmachende Option für jeden gibt. Nicht in allen steckt ein Wissenschaftler, im Gegenteil. Und das ist vollkommen in Ordnung. Nach einem Archäologiestudium in einer Branche zu arbeiten, die mit Archäologie nur wenig oder gar nichts zu tun hat, bedeutet nicht, dass man gescheitert ist oder das Falsche studiert hat.

Sie sind Mitglied in der AG „Wissen schafft Karriere“ des DArV. Was hat Sie dazu bewogen, sich in dieser AG zu engagieren?

Durch meine inzwischen langjährige Tätigkeit als Studienberaterin weiß ich um die vielen Fragen und Sorgen, die sich aus der Planung der universitären und außeruniversitären Karriere ergeben. Das wunderbare an der AG ist, dass wir in einer Gruppe von engagierten Gleichgesinnten versuchen, Schritt für Schritt Orientierung zu schaffen. Da die meisten von uns ehrenamtlich in der AG mitarbeiten, geht es langsam voran, aber es geht voran. Die Workshops, die wir organisiert haben, die Info-Stände und die immer zahlreicher werdenden Informationen auf der Homepage werden hoffentlich von vielen als Hilfestellung empfunden werden.

PD Dr. Doris Gutsmiedl-Schümann MHEd arbeitete in unterschiedlichen Positionen an verschiedenen Universitäten.


Was haben Sie wo studiert?

Ich habe an der LMU München das Magisterstudium mit Hauptfach Vor- und Frühgeschichte und den Nebenfächern Völkerkunde und Vorderasiatische Archäologie abgeschlossen. Als zusätzliche Nebenfächer habe ich Informatik mit Schwerpunkt Datenbanksysteme und Vegetationsgeschichte studiert. Es folgte 2010 eine Promotion in Vor- und Frühgeschichtlicher Archäologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie 2018 eine Habilitation in Prähistorischer Archäologie an der Freien Universität Berlin. Zusätzlich habe ich berufsbegleitend an der Universität Hamburg 2017 einen Master of Higher Education (MHEd) erworben.

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

Während des Studiums habe ich auf archäologischen Ausgrabungen sowie als Hilfskraft am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gearbeitet. Über mehrere Jahre hinweg war ich in Museen im Aufsichtsdienst und in der Besucherinformation tätig, habe an der Vorbereitung von Sonderausstellungen sowie inhaltlich und redaktionell an Katalogen mitgearbeitet, habe Ausstellungen betreut und Führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten.

Nach dem Magisterabschluss habe ich zunächst ein knapp dreimonatiges Praktikum im Bereich Wissenschaftsjournalismus absolviert, ehe ich parallel zur Arbeit an einer Dissertation nebenberuflich zusammen mit einer Kollegin im Team ein Heimatmuseen geleitet habe sowie als wissenschaftliche Hilfskraft Datenbanken für archäologische Projekte programmiert und auf aktuellem Stand gehalten habe.

Kurz gesagt: Während Studium und Promotion habe ich den Weg von archäologischen Funden und Befunden von Prospektion und Ausgrabung über Fundbearbeitung und wissenschaftliche Auswertung der gewonnenen Daten, Aufbewahrung und Archivierung der Funde, Ausstellung und museale Präsentation, wissenschaftliche Publikation und Wissenschaftskommunikation nachvollzogen und damit Einblicke in viele verschiedene Arbeitsfelder bekommen.

Nach der Promotion war ich zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie der Universität Bonn und habe dort während der Elternzeit der Stelleninhaberin die Assistenz von Prof. Jan Bemmann vertreten, ehe ich für ein Post-Doc-Projekt an die kulturhistorische Sammlung des Museums der Universität Bergen, Norwegen, gegangen bin.

Es folgte ein weiteres Post-Doc-Projekt an der Universität Bonn, das mich ebenfalls für längere Forschungsaufenthalte an die norwegischen Museen in Bergen, Oslo, Stavanger, Trondheim und Tromsö führte. 2011 übernahm ich an der Universität Bonn eine neu geschaffene Stelle als Studiengangsmanagerin für die archäologischen Bachelor- und Masterstudiengänge. Diese Teilzeitstelle habe ich zeitweise mit einer zweiten halben Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie kombiniert.

2016 wechselte ich zunächst als Elternzeitvertretung auf die Assistenz von Prof. Michael Meyer an das Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin. Als der Stelleninhaber aus seiner Elternzeit heraus eine unbefristete Stelle an einer anderen Universität annahm und die Elternzeitvertretung damit vorzeitig endete, wurde ich für die Restlaufzeit der Assistentenstelle nach Wissenschaftszeitvertragsgesetz als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Prähistorische Archäologie der FU Berlin übernommen.

Es folgten 2018 eine Gastdozentur und 2019 eine Gastprofessur an der FU Berlin, ehe ich 2020 im Sommersemester zunächst die Professur für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Bonn und im Wintersemester die Professur für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Halle vertreten durfte.

Seit 2008 habe ich zudem an wechselnden Universitäten bezahlte Lehraufträge übernommen: einerseits zu spezielleren archäologischen Themen für Studierende archäologischer Fächer, andererseits allgemeine und einführende archäologische Themen im Rahmen von interdisziplinären Studienanteilen für Studierende nicht-archäologischer Fächer. Im Rahmen von Lehraufträgen habe ich unter anderem an der Leuphana Universität Lüneburg und an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg unterrichtet.

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?

Ich hatte zu Beginn meines Studiums zwar eine Vorstellung davon, welche unterschiedlichen Aspekte und Tätigkeiten zu „Archäologie“ gehören, konnte diese aber noch nicht mit konkreten Berufsfeldern verbinden. Da ich neben dem Studium Geld verdienen musste, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, habe ich bereits im ersten Semester den Entschluss gefasst, dies mit möglichst vielen Einblicken in unterschiedliche fachliche und fachnahe Berufsfelder, die mir nach dem Abschluss offen stehen, zu verbinden.

Erst in der Endphase der Promotion kristallisierte sich der universitäre Dreiklang aus Lehre, Forschung und akademischer Selbstverwaltung als das Berufsfeld heraus, in das ich in meiner weiteren Laufbahn gerne gehen wollte.

Da mir von Seiten des Studiums keine Vorgaben gemacht wurden, in welchen Bereichen Praktika zu absolvieren sind, habe ich mich in der Wahl meiner bezahlten Praktika und Nebentätigkeiten auf der einen Seite v.a. von Neugier und Interesse leiten lassen. Auf der anderen Seite wusste ich aber auch immer genau, welches Einkommen ich im Monat erreichen musste, um über die Runden zu kommen: Der zu erwartende Verdienst spielte daher auch immer eine Rolle. Mehr als einmal musste ich daher auch inhaltlich interessante Angebote aus finanziellen Gründen ablehnen.

Zudem war mir sehr bewusst, dass bestimmte Beschäftigungsformen zwar für mich als Studentin attraktiv waren, etwa weil ich Zugang zu günstigen studentischen Versicherungen hatte oder ich auf Grund der sehr ungleich über das Jahr verteilten Arbeitszeiten (in der Regel Vollzeit in der vorlesungsfreien Zeit, stunden– oder tageweise, je nach Stundenplan, in der Vorlesungszeit) im Folgejahr Steuerrückzahlungen erwarten konnte, dass dies aber nach einem Abschluss so nicht mehr funktionieren würde.

Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Studium empfunden?

Da ich sowohl während des Magisterstudiums als auch neben der Promotion regelmäßig in unterschiedlichen archäologischen Arbeitsfeldern tätig war, habe ich den Übergang als fließend empfunden. Anstatt nun meine Arbeitszeit zwischen Studium bzw. Doktorarbeit und archäologischem (Neben-)Job aufzuteilen, wurde die Arbeitszeit nun ganz von der archäologischen Berufstätigkeit in Anspruch genommen.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?

Aktuell befinde ich mich in einer Übergangsphase, so dass meine Aufgaben und Tätigkeiten sich oft kurzfristig verändern.

Im Wesentlichen besteht mein Arbeitsalltag aus akademischer Lehre und damit der Konzeption, Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen im Rahmen bestehender Studienordnungen und Modulstrukturen, der Abnahme und Bewertung von Studien- und Prüfungsleistungen sowie in der Betreuung und Bewertung von Abschlussarbeiten. Einen großen Teil meiner Arbeitszeit investiere ich in die Interaktion mit Studierenden, beantworte Fragen, gebe Hilfestellung bei der Vorbereitung von Referaten sowie beim Schreiben von Hausarbeiten und Abschlussarbeiten. Daneben erhalten die Studierenden von mir ein ausführliches Feedback zu ihren Leistungen

Ich arbeite an eigenen Forschungsthemen, schreibe hierzu Anträge auf Drittmittel, führe Untersuchungen v.a. an archäologischem Fundmaterial und vorgelegten Daten durch und verfasse zu meinen Ergebnissen wissenschaftliche Aufsätze. Zudem bin ich an der Herausgabe von Sammelbänden beteiligt und betreue diese inhaltlich wie redaktionell.

Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?

Das Archäologiestudium vermittelt eine Vielzahl von Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die sich in vielen Berufsfeldern anwenden lassen. Je nach gewähltem Studiengang können Absolvent*innen archäologischer Studiengänge gut mit Visuellem und Materiellem umgehen, und dies in gesprochener oder geschriebener Sprache wiedergeben.

Damit können Sie in einer zunehmend von Bildern und Dingen geprägten Welt eine wichtige Vermittlerrolle einnehmen. Sie haben im Studium oft den Umgang mit großen, heterogenen Datenmengen gelernt und durch die internationale Vernetzung vieler Institute auch Gelegenheit gehabt, mit Menschen aus unterschiedlichen akademischen Traditionen und Kulturräumen zusammenzuarbeiten und so interkulturelle Kommunikation zu erlernen.

In jedem Studiengang müssen Themen in einem vorgegebene Zeitrahmen fundiert recherchiert und mündlich bzw. schriftlich präsentiert werden. Zudem müssen Studierende viele unterschiedliche Veranstaltungen und damit verbundene Aufgaben unter einen Hut bringen. Die dadurch erworbenen Präsentations-, Organisations- und Koordinationsfähigkeiten nutze ich beispielsweise auch viel in meinem Arbeitsalltag.

Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?

Ehrlich gesagt: nichts. Ich wusste vor dem Studium, dass ich Archäologie studieren möchte und wusste auch, dass ich mich im Rahmen meiner Fächerwahl für eine archäologische Disziplin als Hauptfach entscheiden muss. Daher habe mich bereits vor dem Studium intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Inhalte die einzelnen Archäologien abdecken und mich bewusst für Vor- und Frühgeschichtliche bzw. Prähistorische Archäologie entschieden. Die Wahl der Nebenfächer erfolgte dann einerseits aus Interesse, andererseits auf Grund von weitgehender Überschneidungsfreiheit des Lehrangebots mit den Veranstaltungen meines Hauptfaches.

Meine Praktika und Nebenjobs habe ich zum einen nach Interesse, zum anderen nach den Verdienstmöglichkeiten gewählt. Auch hier würde ich aus heutiger Sicht wieder so vorgehen.

Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Ich möchte den Studierenden gerne drei Tipps geben, die sie auch schon im Studium für Praktika und Nebenjobs berücksichtigen sollten, und die mir geholfen haben, das immer wieder beklagte Problem, dass viele Archäolog*innen von ihrem Beruf kaum leben können, zu umgehen:

1. Kennen Sie Ihre Fähigkeiten und Interessen! Erkunden Sie für sich, was Sie persönlich interessiert und welche Tätigkeiten Ihnen persönlich liegen. Versuchen Sie, Berufsfelder zu finden, in denen ein Teil der typischen Tätigkeit zu Ihren persönlichen Vorlieben und Stärken passt, rechnen Sie aber auch damit, dass Sie in Ihrer beruflichen Tätigkeit manche Aufgaben übernehmen müssen, die anstrengend oder eintönig sind und die Ihnen keinen Spaß machen werden – in denen Sie aber nichtsdestotrotz das anwenden, was Sie im Studium gelernt haben.

2. Kennen Sie Ihre finanziellen Bedürfnisse! Sie sollten in jeder Phase Ihres beruflichen Lebens zwei Zahlen im Kopf haben: Zum einen die monatliche Summe, die Sie mindestens verdienen müssen, um sich und ggf. von Ihnen abhängige Personen langfristig versorgen zu können, ohne in ein finanzielles Minus zu geraten. Dabei sollten Sie neben den essentiellen Dingen des täglichen Bedarfs (Wohnung, Nahrung, Kleidung, Mobilität etc.) auch Dinge wie notwenige und sinnvolle Versicherungen, private Altersvorsorge, kleine Rücklagen für Notfallsituationen u. ä. mit bedenken. Ihr Netto-Monatslohn sollte dann auch mindestens dieser Summe entsprechen. Zum anderen sollten Sie wissen, wie viel Sie gerne verdienen würden, um sich etwas mehr als nur das zwingend Notwenige leisten zu können. Damit können Sie Stellenausschreibungen und Arbeitsangebote jeweils schnell einordnen. Denken Sie daran, diese Summen regelmäßig zu überprüfen und an Ihre jeweils aktuelle Situation anzupassen. Bedenken Sie dabei auch, dass diese beiden Summen je nach persönlicher Situation sehr unterschiedlich ausfallen können und dass eine Arbeitsstelle, von der eine Person kaum leben kann, für eine andere Person völlig in Ordnung sein kann.

3. Kennen Sie die Regeln! Informieren Sie sich, welche gesetzlichen Vorgaben für unterschiedliche Arten von Berufstätigkeiten gelten. Sie sollten etwa die Unterschiede zwischen freiberuflicher Tätigkeit, Werkverträgen oder Angestelltenverhältnissen kennen und Sie sollten über die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitsnehmern informiert sein. Stellen Sie sicher, dass Sie wissen, worauf Sie sich einlassen, bevor Sie einen Vertrag unterschreiben.

Sie sind Mitglied in der AG „Wissen schafft Karriere“ des DArV. Was hat Sie dazu bewogen, sich in dieser AG zu engagieren?

Als Dozentin habe ich viel Kontakt zu Studierenden und bekomme regelmäßig mit, mit wie viel Unsicherheit das Themenfeld Berufsorientierung behaftet ist. Um Studierende dabei zu unterstützen, sich in der Vielfalt der fachlichen, fachnahen und fachfernen Berufsfelder, die Absolvent*innenarchäologischer Studiengänge offenstehen, zurechtzufinden, habe ich einerseits passende Lehreinheiten für Grundlagenveranstaltungen im Bachelorstudiengang sowie einen Workshop zu Themen der Arbeitswelt für Masterstudierende entwickelt. Da jedoch nicht an allen Studienstandorten Ressourcen für eine Berufsorientierung im Studium zur Verfügung stehen, engagiere ich mich in der AG Wissen schafft Karriere, um jungen Kolleg*innen unabhängig von Universität und Studiengang Unterstützung in der Berufsorientierung anbieten zu können.