AG 'Orient'
Der Orient oder auch die Levante, grob skizziert die sich zwischen Armenien und Ägypten erstreckenden Gebiete rund um die römische Provinz Syria, ist eines der zentralen Gebiete der eurasischen Altertumskunde. Auch die klassische Antike findet hier ihre wichtigsten Impulse, und nur wenige Stichworte reichen aus, um dies zu veranschaulichen. Seien es die Phönizier, die durch Handel Kulturimporte in das geometrische Griechenland trugen oder durch Stadtgründungen wie Karthago den wichtigsten Gegner der römischen Republik schufen, seien es die Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Persern, die letztlich den Zug Alexanders des Großen initiierten, seien es die Spannungen zwischen den Diadochenreichen, die mit Antiochia und Alexandria die Gegenpole der östlichen Mittelmeerküste schufen und durch ihren Niedergang Rom in die Levante zogen, sei es der Drang vieler römischer Feldherren und Kaiser, gegen die Parther zu ziehen oder sei es der Einfluss so vieler östlicher Religionen, die schließlich das römische Leben prägten, an all diesen Punkten war der Orient maßgeblicher Auslöser, Katalysator oder Träger.
Für die Klassische Archäologie besteht vor allem das höchst spannende Wechselspiel zwischen herausragenden römischen Ruinenstätten wie Apameia, Palmyra, Baalbek, Bostra, Gerasa oder Petra und der Tatsache, dass der syrische Hellenismus, das Seleukidenreich und seine Hauptstadt Antiochia noch weitgehende weiße Flächen auf der Landkarte der Forschung sind. Es besteht kein Zweifel, dass die Erforschung des klassischen Orients mit allen räumlichen und zeitlichen Randzonen noch immer und immer mehr ein wichtiges und lohnendes Ziel darstellt.
Im Gegensatz dazu steht der bisherige Forschungsstand, der im Vergleich mit anderen Regionen der Mittelmeerwelt starken Aufholbedarf hat. Hier will die AG „Orient“ ansetzen und Themen bündeln, Fragen fokussieren und Diskussionen ermöglichen, im besten Falle neue Forschungen initiieren, um den Orient stärker in die Aufmerksamkeit der klassischen Fächer zu rücken und mit Forschern, Lehrern, Studierenden und Interessenten ein Netzwerk zu schaffen, welches die vielfach lose verstreuten Aktivitäten besser verknüpft.
Natürlich wird sich die AG „Orient“ ebenfalls mit den aktuellen politischen Verhältnissen befassen müssen. Der Krieg in Syrien und alle damit verknüpften und auch in anderen Ländern stattfindenden Zerstörungen, Plünderungen und Raubzüge betreffen unsere Arbeit elementar und gefährden Freunde und Kollegen in den betreffenden Ländern. Die aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten für unsere Arbeit sind damit eines der wichtigsten Kernthemen.
Kontakt:
Holger Wienholz
DAI – Orientabteilung, Projekt Baalbek
Podbielskiallee 69-7
14195 Berlin
email: Holger.Wienholz@dainst.de