Die AG Orient befindet sich gerade im Wiederaufbau. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Frau Jennifer Zimni-Gitler (orient@darv.de).

 

Der Orient oder auch die Levante, grob skizziert die sich zwischen Armenien und Ägypten erstreckenden Gebiete rund um die römische Provinz Syria, ist eines der zentralen Gebiete der eurasischen Altertumskunde.

Beginnend mit paläolithischen Kulturen, über die neolithische Revolution im Vorderen Orient gibt die Erforschung spannende Einblicke in die frühen Ziviliationen und Kulturen dieser Region, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft und Umweltveränderungen, aber auch Domestizierung von (Nutz-)tieren. Auch Fragen der frühen Handwerkskunst und Innovationen, prägen das Forschungsgebiet.

Bronze- und Eisenzeitliche Stätten als Schauplätze biblischer Erzählungen bieten Raum und Material für zahlreiche, internationale und interdisziplinäre, Forschungsfragen und -diskussionen. Auch äußere Einflusse und kultureller Austausch formen die Region und ihre antiken Bewohner mit ihren kulturellen und religiösen Vorstellungen.

Auch die klassische Antike findet hier ihre wichtigsten Impulse, und nur wenige Stichworte reichen aus, um dies zu veranschaulichen. Seien es die Phönizier, die durch Handel Kulturimporte in das geometrische Griechenland trugen oder durch Stadtgründungen wie Karthago den wichtigsten Gegner der römischen Republik schufen, seien es die Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Persern, die letztlich den Zug Alexanders des Großen initiierten, seien es die Spannungen zwischen den Diadochenreichen, die mit Antiochia und Alexandria die Gegenpole der östlichen Mittelmeerküste schufen und durch ihren Niedergang Rom in die Levante zogen, sei es der Drang vieler römischer Feldherren und Kaiser, gegen die Parther zu ziehen oder sei es der Einfluss so vieler östlicher Religionen, die schließlich das römische Leben prägten, an all diesen Punkten war der Orient maßgeblicher Auslöser, Katalysator oder Träger.

Für die Klassische Archäologie besteht vor allem das höchst spannende Wechselspiel zwischen herausragenden römischen Ruinenstätten wie Apameia, Palmyra, Baalbek, Bostra, Gerasa oder Petra und der Tatsache, dass der syrische Hellenismus, das Seleukidenreich und seine Hauptstadt Antiochia noch weitgehende weiße Flächen auf der Landkarte der Forschung sind.

Es besteht kein Zweifel, dass die Erforschung des klassischen Orients mit allen räumlichen und zeitlichen Randzonen noch immer und immer mehr ein wichtiges und lohnendes Ziel darstellt.

Im Gegensatz dazu steht der bisherige Forschungsstand im deutschsprachigen Bereich, der im Vergleich mit anderen Regionen der Mittelmeerwelt starken Aufholbedarf hat. Hier will die AG „Orient“ ansetzen und Themen bündeln, Fragen fokussieren und Diskussionen ermöglichen, im besten Falle neue Forschungen initiieren, um den Orient stärker in die Aufmerksamkeit der klassischen Fächer zu rücken und mit Forschern, Lehrern, Studierenden und Interessenten ein Netzwerk zu schaffen, welches die vielfach lose verstreuten Aktivitäten besser verknüpft. Die AG soll Raum zum fachlichen Austausch, länder- und epochenübergreifend, in dieser facettenreichen Region geben.

Natürlich wird sich die AG „Orient“ ebenfalls mit den aktuellen politischen Verhältnissen befassen müssen. Die Kriege in Syrien und Israel/Palästina und alle damit verknüpften und auch in anderen Ländern stattfindenden Zerstörungen, Plünderungen und Raubzüge betreffen unsere Arbeit elementar und gefährden Freunde und Kollegen in den betreffenden Ländern. Die aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten für unsere Arbeit sind damit eines der wichtigsten Kernthemen.

Die AG richtet sich an die Vertreter jeglicher Fachrichtungen, die ihren Forschungsschwerpunkt im Orient haben, sei es die Klassische Archäologie, die Ur- und Frühgeschichte, die Biblische Archäologie oder die Archäometrie.

Angesprochen werden sollen ausdrücklich, natürlich nicht ausschließlich, Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die ihren Forschungsschwerpunkt im Orient setzen, um so ein Netzwerk zum Austausch zu schaffen.

Ehemaliger Sprecher: Holger Wienholz

Neue Ansprechpartnerin: Dr. Jennifer Zimni-Gitler (orient@darv.de)