Der menschengemachte Klimawandel führt aktuell zu tiefgreifenden naturräumlichen und gesellschaftlichen Veränderungen. Dies betrifft auf unterschiedlichen Ebenen auch die archäologischen Fächer. Es überrascht daher nicht, dass sich der Begriff des Anthropozän in den Geisteswissenschaften etabliert hat und Mensch-Umwelt-Beziehungen in den Mittelpunkt archäologischer Forschungsfragen gerückt sind. Aktuell stehen zwei Bereiche im Fokus: Auf der einen Seite möchte archäologische Forschung dazu beitragen, Klimaveränderungen in historischer Perspektive zu rekonstruieren und ihren Einfluss auf vergangene Gesellschaften zu verstehen. Exemplarisch dafür sind das Statement Social Archaeology of Climate Change und die Erklärung der European Association of Archaeologists aus dem Jahr 2021. Das Ziel ist es dabei, Ansätze zu liefern, wie notwendige Klimaanpassungen heute und in der näheren Zukunft gelingen können. Auf der anderen Seite wird der negative Einfluss der Klimaveränderungen auf das (archäologische) Kulturerbe in den Blick genommen, z. B. durch den Anstieg des Meeresspiegels oder durch Wetterextreme wie Starkregenereignisse oder extreme Hitze. Zuletzt hat dies die Konferenz Groundcheck. Klima – Krise – Archäologie (die Videos der Vorträge können unter https://live.dainst.org/groundcheck/ angesehen werden) oder das Sonderheft Groundcheck – Kulturerbe und Klimawandel – beides initiiert vom DAI – thematisiert.

Bislang unklar und nicht Gegenstand weitergehender Diskussionen ist dagegen die Frage, was die Klimakrise für die Zukunft der archäologischen Fächer bedeutet und wie archäologisches Arbeiten, Forschen und Lehren in 20 Jahren unter veränderten klimatischen und gesellschaftlichen Bedingungen aussehen könnten. Grundsätzlich stehen dabei auch die archäologischen Fächer und Institutionen vor der dringend notwendigen Aufgabe und Herausforderung, ihren Treibhausgas-Ausstoß umfassend und rasch zu reduzieren, um bis spätestens 2045 treibhausgasneutral zu arbeiten.

Vor diesem Hintergrund möchte sich die AG „Klimakrise und Archäologie“ in einer möglichst breiten Zusammenarbeit unterschiedlicher Statusgruppen und Berufsfelder mit folgenden Fragen beschäftigen:

  • Wie können ein emissionsfreies Arbeiten, Forschen und Lehren in den Archäologien möglich werden und was müsste sich in unseren Fächern dafür ändern? Welche Schritte müssten dafür gegangen werden?
  • Wie können Themen wie Nachhaltigkeit und Klimawandel in die Lehre an Universitäten und in die Vermittlungsarbeit von Museen integriert werden?
  • Wie können wir archäologische Daten und Forschungsergebnisse zur Auswirkung historischer Klimaveränderungen in aktuelle Debatten zur Klimakrise wirkungsvoll einbringen?
  • Welche Bedeutung haben die vom IPCC prognostizierten Klimaveränderungen und die damit einhergehenden Extremwetter für unsere Arbeitsweise, für unser Selbstverständnis als Archäolog*innen und für den Erhalt und die Vermittlung des archäologischen Kulturerbes?
  • Die Transformation zu einer treibhausgasneutral Lebensweise ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Welchen Beitrag kann die Fachrichtung Archäologie dazu leisten?

Mitglieder des dArV, die an einer Mitarbeit in der AG interessiert sind, sind jederzeit herzlich willkommen. Die AG trifft sich regelmäßig zu virtuellen Treffen, zu denen jeweils über den Verteiler der dArV eingeladen wird. Für Rückfragen steht Stefan Feuser zur Verfügung.

 

Kontakt:

Stefan Feuser
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Archäologie und Kulturanthropologie
Abteilung Klassische Archäologie
Römerstraße 164, AVZ III
D-53117 Bonn
sfeuser@uni-bonn.de