Dr. Anja Karlsen und Cornelia Golze BA leiten gemeinsame das aus Freiberufler*innen bestehende Unternehmen Archäologische Illustrationen.


Was haben Sie wo studiert?

AK: Kunstgeschichte und Prähistorische Archäologie an der Freien Universität in Berlin. Innerhalb des Magisterstudiengangs konnte man damals noch zwei gleichrangige Hauptfächer studieren.

CG: Ich habe anfangs Ur- u. Frühgeschichte und Klassische Archäologie an der Humboldt-Uni in Berlin studiert. Im Hauptstudium angekommen, wollte ich unbedingt noch ein Erasmus-Auslandsjahr mitnehmen. Daraufhin habe ich einige Spanischkurse belegt und mich für die Universidad de Sevilla beworben, was dann auch reibungslos funktioniert hat. Es war das Jahr 2006 und wer sich erinnert weiß noch, dass in diesem Jahr aufgrund der Bildungspolitik etliche Studiengänge geschlossen wurden. Dies betraf bedauerlicherweise auch meinen Studiengang. Und so wurden aus anfänglich sechs Monaten Aufenthalt in Spanien drei ganze Jahre. Geplant war, dass ich dort meinen Abschluss mache, aber dann kam der nächste Schicksalsschlag: die Finanzkrise. Diese hat damals viele Länder hart getroffen und ich musste leider zurück nach Deutschland. Mittlerweile hatte sich hier auch das Studiensystem an europäische Standards angepasst und ich musste mich als Magisterstudent in einen Bachelor-Studiengang an der FU Berlin begeben, um dieses Studium nun endlich zum Abschluss zu bringen. Das war ein heftiger Rückschlag, da vieles nicht angerechnet wurde. Aber nun liegt das alles hinter mir und ich bin froh, dass ich diesen Weg gegangen bin.

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

AK: Nach dem Abitur wollte ich zunächst Grafikdesign studieren und hatte mich durch zahlreiche Mal- und Zeichenkurse auf dieses Studium vorbereitet. Dann entschied ich mich um und absolvierte von 2002 bis 2007 das oben genannte Magisterstudium. Währenddessen hatte ich Studentenjobs als Büroaushilfe, beim Architekten, auf Messen und auf Ausgrabungen, um mir das Studium zu finanzieren. Zusätzlich absolvierte ich noch diverse unbezahlte Praktika in Museen, Galerien etc. Sowohl in der Kunstgeschichte als auch in der Archäologie belegte ich Zeichen- und Dokumentationskurse, wobei ich durch Talent auffiel und anschließend Jobs als Zeichner für verschiedene universitäre Forschungsprojekte erhielt. Auch auf Ausgrabungen habe ich später Studierenden das Grabungszeichnen vermittelt. Danach wurde ich von selbigen Studierenden dazu überredet, einen Kurs zum Zeichnen archäologischer Objekte anzubieten. Da ich meinen Magisterabschluss 2007 in der Tasche hatte, konnte ich offiziell an der Uni Lehraufträge ausführen. Von da an folgten fast jedes Semester ein Zeichenkurs oder Kurse zum Aufbau einer Ausstellung. Mithilfe der Lehraufträge und eines Stipendiums konnte ich 2008 bis 2013 promovieren. Zum Ende der Promotion erhielt ich eine Anstellung in einem Forschungsprojekt. 2013 erfolgte die Gründung unseres Grafikbüros „Archäologische Illustrationen“. Seitdem bin ich freiberuflich tätig als wissenschaftliche Illustratorin.

CG: Während des Studiums hatte ich verschiedene Studentenjobs. Dann bekam ich ein Angebot für eine Stelle als studentische Hilfskraft am Institut für Prähistorische Archäologie an der FU Berlin. Das Projekt unter der Leitung von Prof. W. Schier habe ich drei Jahre begleitet. Meine Aufgabe war die Suche nach Anpassungen und teilweise Restaurierung des kompletten Scherbenmaterials aus Grabungen von Kreisgrabenanlagen in Quedlinburg und Hopferstadt. Da ich vor meinem Studium eine Ausbildung zur Buchbinderin im Handwerk abgeschlossen und somit den Umgang mit Kulturgut in Papierform gelernt hatte, bearbeitete ich außerdem die Altakten der Gartendenkmalpflege des Landesdenkmalamtes Berlin. Dies war eine spannende Reise durch Berlin vom Anfang des 19. Jh. bis in die Gegenwart. Parallel dazu gründeten wir bereits unsere Firma „Archäologische Illustrationen“.

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?

AK: Mein ursprüngliches Berufsziel war die Arbeit im Museum bzw. in einer Galerie. Das Arbeiten bzw. den Aufbau einer Galerie sowie die Tätigkeit im Auktionshaus konnte ich nach Praktika für mich ausschließen, ebenso schied die Lehrtätigkeit als Hauptbetätigung aus. Auch die praktische Grabungstätigkeit - zu jeder Jahreszeit für die nächsten 40 Jahre draußen auf der Fläche sein - konnte ich mir nicht als Beruf vorstellen. Die Arbeit als Kurator bzw. die Konzeption und Gestaltung von Ausstellungen rückte zunehmend in mein Blickfeld. Mich interessierte der Umgang mit Fundmaterial, die Dokumentation und das Zeichnen. Durch meine Jobs konnte ich seit 2005 Fähigkeiten in diesem Bereich sammeln und perfektionieren.

CG: Wie wahrscheinlich viele Archäologie-Studenten träumte ich vom wissenschaftlichen Reisen. Immer wenn es möglich war, fuhr ich an so viele Orte wie ich nur konnte. Unterwasserarchäologie hatte mich immer fasziniert. Ich belegte schon einen Tauchkurs, aber habe mich letztendlich dagegen entschieden, da ich mittlerweile ein Kind geboren hatte und die Familie dann doch wichtiger war. Ansonsten hält man im Studium immer die Ohren offen, welche Möglichkeiten es gibt in der Archäologie Fuß zu fassen. Meiner Ansicht nach war die berufliche Orientierung bzw. das Aufzeigen, welche Wege man einschlagen kann, in den Studiengängen noch nicht gut eingebunden. Man wusste, es gibt den akademischen Werdegang vom Doktor zum Professor oder den Weg zur Grabungsfirma. Heute weiß ich, es gibt viel mehr, auch außerhalb einer Festanstellung. Zum Glück belegte ich damals an der FU einen Kurs zum „Archäologischen Zeichnen von Originalfunden“, aber nicht im Hinblick auf weitere Berufschancen, sondern primär aufgrund meiner Leidenschaft für das Zeichnen an sich. Und so lernten wir uns kennen und sind heute immer noch ein Team.

Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Studium empfunden?

AK: Der Unterschied zwischen der Promotion und dem Aufbau eines eigenen „Business“ lag weniger in der Arbeitsmenge, es waren nach wie vor keine 8h-Arbeitstage, und Wochenenden gab und gibt es auch nicht immer. Die Arbeit ist weniger forschungsorientiert, d. h. es gibt deutlich weniger Recherche in Bibliotheken und Publikationstätigkeiten. Nach jahrelanger „Isolation“ während der Promotion hieß es nun: Teamarbeit, Workshops, Meetings und Aufgabenteilung. Vollkommen neue Arbeitsbereiche mussten erschlossen werden: Firmengründung, Rechtsform, Konten, Steuern, Versicherung, Rente, Büro, Aufbau einer Marke, Corporate Identity, Marktanalyse, Website, Social-Media, Kundenakquise, Kundenbetreuung, Ausschreibungen, Bildrechte, Urheberschaft, Buchhaltung und Rechnungswesen – um nur einige Aspekte zu nennen.    
 CG: Wenn man sich für den Weg der Selbständigkeit entscheidet, ist es immer schwierig. Es gab etliche Stationen, die wir durchlaufen haben: Gründungsberatung, Treffen mit Banken, Websiteaufbau, Akquise, Marketing-Kampagnen, Klärung von steuerlichen Fragen, Teilnahme an Konferenzen zur Firmenpräsentation und und und... Gerade wenn man kein Eigenkapital mitbringt, muss man viel allein bzw. im Team stemmen. Wie sagt man so schön: immer selbst und ständig! Doch können wir mit Stolz sagen, dass man uns mittlerweile kennt und wir uns quasi einen Namen gemacht haben. Trotzdem kämpfen wir manchmal heute noch, wenn es um die Anerkennung entsprechender Honorare geht, für die sehr anspruchsvolle Arbeit, die wir leisten. Aber man merkt zum Glück langsam, wie ein Umdenken und Anpassen an die heutige wirtschaftliche Situation stattfinden. 

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?

AK: Als wissenschaftliche Illustratoren bekommen wir Anfragen von Universitäten, Forschungseinrichtungen, Museen und der Denkmalpflege. Es ist jedes Mal eine andere Anfrage: hier sind es Zeichnungen exklusiver Funde vor Ort oder weiter entfernt, danach setzen wir eine Publikation, Entwerfen ein Logo, die nächste Anfrage verlangt ein Wandbild fürs Museum oder eine 3D-Animation als Teil einer Ausstellung! Zudem können wir durch unser Kompetenznetzwerk fächerübergreifend im Bereich der Prähistorischen Archäologie, der Vorderasiatischen Archäologie und der Klassischen Archäologie arbeiten. Natürlich bilden wir auch gern den Nachwuchs aus und bieten Zeichenkurse und Workshops an. Organisation und Marketing sind eine konstante Herausforderung!

CG: Die meisten Aufträge bekommen wir derzeit über das Fundzeichnen. Oft werden wir für die komplizierten Objekte beauftragt, was uns sehr freut und für die jahrelange Erfahrung und die Qualität unserer Arbeit spricht. Doch bekommen wir auch immer mehr Anfragen für Konzeptarbeiten wie Lebensbilder, Layouting, Logo-Design etc. Wir sehen uns gern als Bindeglied zwischen archäologischer Wissenschaft und der Öffentlichkeit. Man kann mit Archäologie unwahrscheinlich viele Menschen erreichen, man muss dies nur kreativ und für jeden verständlich umsetzen. Weiterhin gestalten wir Produkte, die wir an Firmen oder Privatpersonen verkaufen, wie beispielsweise unsere Malmappe „Colouring Archaeology“. Wir haben die Idee auf einer Crowdfunding-Plattform vorgestellt und letztendlich auch finanziert bekommen. Natürlich haben wir im Hintergrund unsere ständigen Aufgaben zu erledigen wie: Social-Media-Kanäle bespielen, E-Mail-Verkehr, Angebote schreiben, die Website aktualisieren, Newsletter verschicken, Marketing betreiben, Kundenakquise, Vernetzung, Vorträge, Produktentwicklung für den Webshop, Buchhaltung, an neuen Ideen arbeiten und umsetzen usw. Und einen Praktikanten hatten wir auch schon, den wir nebenbei noch betreut haben.

Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?

AK: Allgemein würde ich sagen: das Aneignen neuer Methoden. Speziell für unser Firmenkonzept dienten als Ausgangspunkt die Erfahrungen darüber, welche Formen der Visualisierung in der Archäologie benötigt werden und wie sie funktionieren - Zeichnungen, Fotos, Rekonstruktionen, Grafiken, Schautafeln, Karten, Digitalisate, Photogrammetrie und 3D-Animationen.

Als studierte Archäologen können wir die wissenschaftliche Recherche und die Lösungsfindung übernehmen, sind mobil und flexibel – das ist für viele Kunden eine wirkliche Arbeitserleichterung! Aufgrund unserer Ausbildung können wir ein Forschungsprojekt ab der Ausgrabung betreuen und sind in der Lage, die Arbeiten bis zur Publikation oder Ausstellung zu begleiten.
 
CG: Die Kompetenzen entstehen auf drei Ebenen: 1. Allgemein – das Schreiben, was man vor allem in den Geisteswissenschaften lernt und regelmäßig anwenden muss. 2. Fachbezogen – man lernt die Kulturgeschichte in Epochen, Materialien, Regionen etc. Man kann nicht alles wissen, aber man erhält als Archäologe einen tieferen Einblick und man kann sich auch auf eine bestimmte Thematik spezialisieren. 3. Eigene Skills/Fertigkeiten – wie Zeichentalent, fotografischer Blick bzw. Hobbyfotograf, Geduldsperson, gut reden/erklären können, bestimmte Praktika oder Berufsausbildungen, die mit dem Wissen aus dem Studium kombiniert werden können. Auf uns bezogen ist es die Leidenschaft für das Zeichnen, die Selbstorganisation, die man im Studium lernt und in der Freiberuflichkeit braucht. Und durch die Arbeitserfahrung festigen und erweitern sich immer mehr unserer Kenntnisse über Kulturen und deren Fundmaterial. Man lernt nie aus!

Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?

AK: Besuch von betriebswirtschaftlichen Kursen!

CG: Wenn ich gewusst hätte, was alles auf mich zukommt als freiberufliche Archäologin, hätte ich mich schon während des Studiums mehr damit auseinandergesetzt. Ich beziehe mich hier auf bürokratisches Wissen, IT-Kenntnisse (Website gestalten, programmieren etc.), beherrschen diverser Software und öfter auf Konferenzen fahren, um Kontakte zu knüpfen.

Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

AK: Man sollte versuchen, etwas zu finden, was man wirklich gerne macht. Alles, wo man nicht hundertprozentig dahintersteht, funktioniert meist nicht. Mein Motto: Aufgeben ist keine Option!

CG: Quasi alles, was zu den letzten zwei Fragen gesagt wurde. Man muss sich seiner eigenen Fähigkeiten und Skills bewusst sein und versuchen, sie clever mit dem Studium zu verbinden. Nur so hat man die Chance in dem Meer von tausenden Archäologen aufzufallen und etwas anbieten zu können, was andere nicht können. Und auf dem heutigen Arbeitsmarkt muss man sich sowieso ständig neu erfinden. Stillstand ist der Tod!

Nora Katharina Train B.A. ist Prähistorikerin und freiberufliche Illustratorin

Was haben Sie wo studiert?

Prähistorische Archäologie, Freie Universität Berlin.

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

Studentin, Minijobs in Grabungsfirmen und seit dem Bachelor Freiberufliche Illustratorin.

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?

Zunächst war es das ganz klassische Ziel Archäologin zu werden, ohne dabei einen spezifischeren Beruf im Auge zu haben. Dann hat es sich, durch meine Arbeit in einer Grabungsfirma, immer mehr Richtung Illustratorin verschoben. Dies lag vor allem daran, dass mir die Aufgabe der Fundzeichnungen, wie auch Planumszeichnungen zukam und ich darin eine Kombination zweier Leidenschaften gefunden habe.

Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Beruf empfunden?

Der Übergang ist noch nicht abgeschlossen, da mein Bachelor-Abschluss noch nicht so lange zurück liegt. Gerade der Einstieg in die Tätigkeit als Freiberufler ist schwierig und ein langer Prozess.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?

Aktuell gehe ich kleineren Aufträgen als Illustratorin nach, dazu gehören Logo-design, Flyer und andere Dinge. Ich schreibe gleichzeitig viele Bewerbungen und arbeite an meinem Portfolio. Nebenher arbeite ich noch an einem Sachbuch-Projekt mit.

Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?

Ich profitiere zum einen davon, dass Archäologie grundsätzlich ein Feld ist, welches sehr viele Jobprofile beinhalten kann. Somit auch Tätigkeiten außerhalb des Universitätsbereiches, wie Wissensvermittlung, aber eben auch technisches Zeichnen.

Zum anderen profitiere ich aber auch davon, mich im Studium selber spezialisieren zu können, da selbstverständlich nicht jeder Freude daran hat zu Zeichnen und umgekehrt natürlich viele Möglichkeiten offenstehen, welche ich nicht wahrgenommen habe. Somit sind die Fähigkeiten außerhalb der Grundausbildung vor allem individuell.

Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Sich nicht nur zu überlegen, was einen am Fach begeistert, sondern sich auch zu überlegen, wofür dieses Wissen und diese Fähigkeiten außerhalb des Faches nützlich sein könnten. Oder anders gesagt, in Kombination mit welchen ergänzenden Interessen sich daraus der passende Job finden lässt.

Tobias Wachter leitet heute zwei Unternehmen.


Was haben Sie wo studiert?

  • Klassische Archäologie (HF) Ethnologie/Alte Geschichte (NF)
  • Leipzig – Neapel – Halle - Berlin

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

  • Student
  • Studentische Hilfskraft
  • Freiberuflicher Wissenschaftler (Discovering the archaeologists of europe) (während und nach dem Studium)
  • Galerist
  • Kunsthändler (die letzten beide heute noch)

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?

Ein Ziel hatte ich erst ab 2019 – und von da an wollte ich Unternehmer werden.

Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Studium empfunden?

Empfunden klingt so passiv. Ich habe den Übergang damals ziemlich aktiv genutzt und selbst gestaltet – daher habe ich es einerseits als Befreiung andererseits als neue Möglichkeit empfunden etwas ganz anderes zu machen.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?

Ich leite zwei Unternehmen – das zu beschreiben wäre ziemlich umfangreich. Kurz: ich handle mit Kunst – vom 16. Jh. bis zur Gegenwart. Banal gesagt ist das wie ein ganz normaler Handel mit Einkauf/Komission und Verkauf. Ich koordiniere meine Mitarbeiter, berate, bewerte, bestimme usw.

Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?

So generell kann ich das nicht beantworten – ich habe nur Erfahrungen mit zwei Archäologinnen sammeln können, die bei mir beschäftigt waren, bzw. einer, die es noch ist. Von Ihnen und mir aufs Ganze zu schließen wäre anmaßend. Die zweite Frage fand ich am Ende meines Studiums immer wichtiger, weil mir damals klar wurde, dass ich das, was ich gelernt habe, überall einsetzen kann. Die Frage schließt mit ein, das mir überhaupt bewusst war, was ich gut kann und was nicht – was bereits eine Kompetenz ist, die ich im Verlaufe des Studiums durch die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, gelernt habe. Selbst zu wissen: das kann ich gut, das kann ich nicht gut, bewahrt mich noch heute vor dem Fehler mich mit Aufgaben zu übernehmen, in denen ich definitiv nicht gut bin, und mich auf das zu konzentrieren, was ich gut kann. Klingt abstrakt – war für mich aber ein wichtiger Moment (während des Studiums).

Was habe ich während des Studiums gelernt – Recherche, das ist in meinem Job unglaublich wichtig. Überzeugendes Auftreten – lernt man u.a. tatsächlich durch Referate/Vorträge halten und bringt mir heute ungemein viel. Sich (mittlerweile schnell) in Themen einarbeiten und Themen grob zu erfassen, habe ich auch während des Studiums gelernt. Sich auf neue Themen einlassen und sich dafür begeistern – auch etwas, was man im Studium erlebt/erfährt und was ich im Rückblick bis heute, wenn auch ganz anders, bewahrt habe.

Dann ganz praktisch: Bildbearbeitung, Umgang mit Datenbanken, Umgang mit Daten/Wissen, Entwickeln von Strukturen, um Daten bzw. Wissen zu erfassen und zugänglich zu machen.

Was ich übrigens nicht kann ist: schreiben, wie man hier sicher merkt. Daher gibt es sicher noch einiges mehr, was ich hier schreiben könnte, denn ist ganz spannend, wie man diese Kompetenzen im Alltag nutzen und umsetzen kann. Abseits dessen fehlt leider im Moment die Zeit. Das Weihnachtsgeschäft geht los.

Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?

Würde ich nochmal studieren – mit dem Wissen, dass ich jetzt habe, würde ich Ethnologie als erstes Hauptfach studieren. Aber das Wissen hätte ich nicht gehabt, daher hätte ich es wohl genauso gemacht. Ich bin im Rückblick mit meinem Studium ausgesprochen zufrieden. Ich habe sehr lange studiert und sehr, sehr viel erlebt.

Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Es ist gut sich auf das zu konzentrieren, was man gut kann – es ist hilfreich neues auszuprobieren und zu schauen, ob man es kann, manchmal entdeckt man Eigenschaften bei sich, die man einfach nicht kannte, oder man entdeckt Dinge, die man wirklich nicht kann – beides zu wissen bringt einen weiter.

Das wichtigste: das, was man macht, muss einem Spaß machen – man muss Lust darauf haben und es wollen. Je offener man ist, desto besser sind die Chancen. Und: Archäologie ist toll – aber man muss nicht dafür bezahlt werden, um es zu machen – es gibt tausende andere Berufe und Möglichkeiten, die genauso spannend, vielleicht sogar spannender sind und besser zu einem passen – und die definitiv besser bezahlt sind als Jobs in der Wissenschaft. Den Bezug zur Wissenschaft muss man durch einen anderen Beruf nicht verlieren.

Sie sind Mitglied in der AG „Wissen schafft Karriere“ des DArV. Was hat Sie dazu bewogen, sich in dieser AG zu engagieren?

Ich glaube, das ganz im Ursprung die AG – bzw. ihr Vorläufer – auf meine Initiative zurückgeht –, und da war es tatsächlich, dass ich aufgrund meiner eigenen Beschäftigung mit dem Thema frappierend fand, dass sich trotz damaligen Wechsel zu BA/MA wenige damit auseinandergesetzt haben, wie das Fach eigentlich auf den Beruf vorbereitet. Ich glaube auch heute noch, dass es keine Aufgabe der Wissenschaftlerinnen sein kann, das zu tun – Archäologie ist keine Berufsausbildung, sondern eine Wissenschaft, die man bei Wissenschaftlerinnen lernt –, aber dass es – neben den Universitätsangeboten (Careerservice) Institutionen geben müsste, die Studentinnen fachbezogen dabei helfen müssten, wie man vom wissenschaftlichen Studium in einen Beruf gelangt. In der Archäologie ist dieses Wissen sehr an individuelle Beispiele geknüpft. Als Fach sind wir zu klein, um große statistische Ergebnisse zu präsentieren.

Daher hatte ich zwei Ziele – und bei den Lehrern hätte ich mir mehr Aufmerksamkeit dafür gewünscht, dass Ihnen bewusst wird, welche Kompetenzen ein Studium überhaupt vermittelt. Das hat damals gefehlt.

 

Vielen Dank übrigens für diese Umfrage – es macht mir immer wieder Freude mich mit dem Thema zu beschäftigen.