Altern und Sterben: Herausforderungen des vulnerablen Lebens
Workshop der Area „Umsorgtes Leben“ des Profilbereichs „40,000 Years of Human Challenges“
am 17. Januar 2025 in Mainz
Leben ist mehr als nur zu existieren; es ist immer auch ein Werden (Becoming) und nicht nur Sein (Being). Zum Becoming gehören auch die kontinuierlichen Prozesse des Alterns und Sterbens, was immer neue Widersprüche, Gegensätze und Spannungen erzeugt. Leben ist immer im Fluss, jedoch nicht linear und gleichförmig, sondern überraschend und vielfältig mit anderen vitalem und mortalem Leben, anderen Körpern und anderen Materialitäten verflochten. Gerade aus dieser Prozesshaftigkeit und deren Spannungen entstehen multiple Vulnerabilitäten, die zu Herausforderungen werden können, an denen die Entitäten des Lebens wachsen oder scheitern können. Gerade Altern und Sterben stellen solche vulnerablen und existenziellen Herausforderungen dar, in denen die psychischen und körperlichen Wandlungsprozesse sichtbar, erfahrbar und beeinflussbar werden. Zugleich bleiben Altern und Sterben auch unverfügbar, sie sind weitgehend unhintergehbar und nicht zwingend an bestimmte Lebensalter gebunden.
Aus dieser Spannung aus Beeinflussbarkeit und Unverfügbarkeit wurden und werden zur Begleitung und Bewältigung der Herausforderungen des Alterns und Sterbens unterschiedliche Strategien und Materialitäten der Vorsorge, Fürsorge und Nachsorge entwickelt. Auf der anderen Seite produziert und reproduziert Sorge wiederum Erfahrungen und Erwartungen des Alterns und Sterbens. So entstehen durch verschiedene Lebenswege gänzlich andere Sorgen und Erfahrungen, die spezifische Formen des Alterns und Sterbens erzeugen – sei es eine Sorglosigkeit der Kindheit, Sorgen von Eltern oder auch altersspezifische Sorgen.
In unserem Workshop wollen wir Altern und Sterben als Vulnerabilitäten des Lebens aus einer altertumswissenschaftlichen Perspektive diskutieren. Insbesondere die Prozesshaftigkeit und der Blick auf das Sorgen als Praxis und die Erfahrungen der Sorge stellen Chancen dar, über das bloße Konstatieren des Lebens und Kategorisieren des Alterns und Sterbens hinauszugehen. Wir regen an, in den Kurzvorträgen und Diskussionsrunden insbesondere folgende Fragen und Aspekte zu adressieren:
- Wie werden Körper im Altern und Sterben sozial, materiell und physisch konstruiert und umsorgt; wie formen solche Prozesse wiederum Körper sozial, materiell und physisch?
- Welche Aussagen erlauben uns altertumswissenschaftliche Quellen für Analysen des Alterns und Sterbens und wo sind Grenzen gesetzt?
- Wie stellen sich kulturelle Zusammenhänge und Unterschiede der Auffassungen von Leben, Altern und Sterben dar?
Für unseren Workshop laden wir ein, theoretische und fallbeispielbezogene Beiträge einzureichen. Wir möchten den Teilnehmenden im Vorfeld des Workshops bereits ausformulierte Manuskripte zur Verfügung stellen. Diese sollen in einem 10-minütigen Kurzvortrag nochmals umrissen werden, um anschließend eine Diskussion im World-Café-Format anzuregen. Zugleich sollen sie im Nachgang des Workshops die Basis für eine Publikation bilden.
Wir bitten daher, einen Titel und Abstract bis zum 31. Mai an stefan.schreiber@leiza.de zu schicken. Die ausformulierten Manuskripte sollen im Falle der Annahme möglichst bis zum 30. November eingereicht werden. Wir freuen uns über deutsch- oder englischsprachige Beiträge.
Organisation: Jochen Althoff, Alexander Gramsch, Sibel Kayan, Manuel Lebek, Martin Renger, Stefan Schreiber Ort: Mainz Datum: 17. Januar 2025