Viviane Diederich M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 
  
Was haben Sie wo studiert?
 
Ich habe an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Archäologien im Bachelor und Mittelalterstudien im Master studiert. Während des Masters habe ich zwei Semester an der Ca’Foscari Università in Venedig verbracht und dort Mittelalterarchäologie und Kunstgeschichte studiert.
 
Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?
 
Meine erste archäologische Berufserfahrung konnte ich bei einem Praktikum beim LVR Landesamt für Bodendenkmalpflege im Rheinland sammeln. In meiner gesamten Studienzeit habe ich nebenbei bei verschiedenen Institutionen wie dem LVR Landesamt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Bonn, LVR LandesMuseum Bonn, sowie bei der Grabungsfirma ArchaeoNet und für die Stadtarchäologie Duisburg gearbeitet. Darüber hinaus konnte ich bei einem Mongolei-Projekt der KAAK mitarbeiten. Diese Einblicke in verschieden Bereiche des Berufsfeldes waren wichtige praktische (Ausgrabungs-) Erfahrungen für mich, von denen ich noch heute Nutzen ziehe.
 
Seit 2018 arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Das ist meine erste Station im Berufsleben nach dem Studium.

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?
 
Während des Studiums hatte ich zunächst kein konkretes Berufsziel, sondern lediglich den Wunsch, Archäologin zu werden. Mir hat der Facettenreichtum des Studiums gefallen. Mit der Bachelorarbeit fiel mein Interessenschwerpunkt in den Bereich der Mittelalterarchäologie, woraufhin sich meine Berufsziele in Richtung Stadtarchäologie orientiert haben. Im Laufe des Masterstudiums hat sich mein Berufswunsch zusätzlich in Richtung der kulturellen Vermittlung der Wissenschaft erweitert.
 
Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Studium empfunden?
 
Die Übergangsphase in die berufliche Tätigkeit habe ich mit gemischten Gefühlen erlebt. Einerseits war da diese gewisse Ungewissheit, wie es nach dem Studium weitergehen soll und ob ein Ortswechsel für mich in Frage kommt, andererseits war da der Drang die Masterarbeit und das Studium abzuschließen, um endlich loslegen zu können. Ich habe damals an einem Workshop vom Career-Center der Universität Bonn teilgenommen, bei dem es um den Weg in den Beruf für junge Archäologinnen ging. Nach diesem Workshop nahm ich für mich mit, dass es wichtig sein würde, sich frühzeitig, d.h. bereits während der Schlussphase der Masterarbeit, auf die Stellen zu bewerben, die mich interessieren. Dabei ging es mir insbesondere darum, einen Einstieg in den Bewerbungsprozess zu bekommen. Dadurch ist mir der nahtlose Übergang ins Berufsleben gelungen.
 
Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?
 
Ich arbeite auf einer halben Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin (Assistentin) mit Promotionsvorhaben am Lehrstuhl der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im schönen Bamberg. Neben der Leitung einer Lehrveranstaltung im Semester, gehören die Betreuung der Studierenden die Klärung von organisatorischen Fragen aus dem Lehrstuhlbetrieb zu meinen Aufgaben. Zudem leite ich die Ausgrabungen in einem neuzeitlichen Gebäude in der Oberpfalz im Rahmen eines deutsch-tschechischen Forschungsprojekts. Neben meiner Tätigkeit am Lehrstuhl promoviere ich zum Thema „Stadtarchäologie und Öffentlichkeit“ an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg und führe dazu das Wissenschaftsblog ArchaeoLogue – Archäolgie im Dialog.
 
Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?
 
Nach dem Studium können Archäolog*innen kulturelle Errungenschaften erkennen, würdigen und in einen kulturhistorischen, oft auch landschaftsgeschichtlichen Zusammenhang einbinden und darüber hinaus das Prozesshafte an Entwicklungen verstehen. Darüber können Sie wissenschaftliche Abhandlungen verfassen und die wissenschaftlichen Ergebnisse ansprechend präsentieren. Sie können auch die Vermittlung des kulturellen Erbes als möglichen Bildungsauftrag verstehen.

Aufgrund der vergleichenden Analysen in Verbindung mit den praktischen Erfahrungen erlangen Absolventen eine fundierte Prognosefähigkeit, wenn es zum Beispiel um die Beurteilung von möglichen Fundplätzen im Gelände und prinzipiell in Planverfahren geht.

In meinem Studium habe ich wissenschaftliches Schreiben gelernt; von der Nutzung verschiedener Recherchetools, über das Verfassen wissenschaftlicher Texte bis zur Lektorierung derselben, was ich bei der Mitarbeit an einer größeren Publikation im Fachbereich lernen konnte. Dies hilft mir heute nicht nur beim Verfassen eigener Artikel, sondern auch bei der Betreuung von studentischen Arbeiten. Die positiven Erfahrungen kann ich in die aktuelle Lernveranstaltung „Publizieren in der Archäologie“ zusammen mit Herr Prof. Schreg gut einbringen.
 
Ich habe gelernt, gründlich zu arbeiten und die Bearbeitungsfelder auch im wörtliche Sinne klar ab zu stecken.

Neben der fachlichen Kompetenz sind jedoch die erlangten „Softskills“ eine wichtige Stütze für meinen Arbeitsalltag.
Das regelmäßige Halten von Referaten bereitet auf das Halten von Vorträgen vor und auch auf des Sprechen vor Studierenden in einer Lehrveranstaltung. Als Vortragende kann man sehr von einer guten Feedbackkultur profitieren.
Meine Fähigkeit, viele unterschiedliche Termine und Aufgaben koordinieren zu können, hat sich besonders beim Studieren des interdisziplinären Studiengangs der Mittelalterstudien ausgeprägt, da man in diesem neuartigen Studiengang ein hohes Maß an Selbstorganisation aufbringen musste. So war ich für meine Masterarbeit ständig zwischen den Städten Köln, Bonn und Duisburg unterwegs. Die Fähigkeit sich gut zu organisieren, ist gerade im Lehrstuhlalltag sehr nützlich. Durch meine Mitarbeit im Mongolei-Projekt der KAAK erhielt ich beispielsweise wertvolle Einblicke in die Buchhaltung und Budgetplanung einer Ausgrabungskampagne. Erfahrungen, die ich bei der Planung und Organisation meiner Lehrgrabung sehr gut anwenden konnte.

Nicht zuletzt birgt der Umgang mit den Dozenten, Tutoren und Kommilitonen, Chefs und Kollegen viele Erfahrungen, wenn es beispielsweise heute bei mir darum geht, eine Kampagne zu führen, Studierende dafür zu begeistern, Struktur zu geben oder Arbeit zu verteilen – Lernen durch Vorbilder!
 
Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?
 
Im Großen und Ganzen muss ich sagen, bin ich sehr glücklich mit dem Verlauf meines Studiums. Das eine Nebenfach, dass man doch gerne noch mitgenommen hätte, gibt es wohl immer.
 
Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Wenn man neugierig ist und viel ausprobiert und auch mal einen Kurs aus den Nachbardisziplinen z.B. als Gasthörer*in der Geographie, Bodenkunde oder Geschichte besucht, hat man, denke ich, gute Chancen herauszufinden, wohin man eigentlich möchte. Ansonsten liebe Studierende: Seien Sie mutig und selbstbewusst! Gehen Sie auf Tagungen oder einen Vortragsabend am Lehrstuhl. Wagen Sie dort ruhig die eine oder andere Unterhaltung. Wer weiß, wen Sie kennenlernen werden und vielleicht findet am Ende der passende Job… Sie!