Alina Beyer ist Software Engineer und Data Scientist in einer großen IT Unternehmensberatung


Was haben Sie wo studiert?

Ich habe einen Bachelor in Klassischer Archäologie und Ur- und Frühschichte an der Humboldt Universität zu Berlin und der Georg-August-Universität Göttingen absolviert. Danach habe ich meinen Master und die Promotion in Prähistorischer Archäologie bzw. Ur- und Frühgeschichte an der Freien Universität Berlin angeschlossen.

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

Nach der Abgabe der Dissertation habe ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber angefangen. Zunächst als Trainee und dann in Festanstellung. Ich arbeite als Software Engineer und Data Scientist in einer großen IT Unternehmensberatung.

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?

Angefangen habe ich das Studium zunächst aus Interesse am Fach ohne konkrete Vorstellungen, welche beruflichen Perspektiven am Ende bestehen. Bereits in den ersten Semestern entwickelte ich den Wunsch nach dem Studium am Museum zu arbeiten, sodass ich gezielt entsprechende Lehrveranstaltungen besuchte und Praktika absolvierte. Im Master wurde mir dann klar, dass dazu mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Promotion nötig sein würde. Nach dem Masterabschluss war also klar, dass ich gerne promovieren möchte.

Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Studium empfunden?

Die Phase der Promotion hat mir Zeit gegeben mir über meine Stärken, Wünsche und Lebensvorstellungen bewusst zu werden. Dass ich in diesem Zeitraum auch Mutter geworden bin, veränderte meine Sicht auf die Arbeitsbedingungen, die in der Wissenschaft und an den Museen bzw. Denkmalbehörden vorherrschen, zusätzlich. Ich entschied daher noch vor dem Abschluss der Promotion, dass mir ein sicherer und meiner Ausbildung entsprechend bezahlter Job im Zweifel wichtiger ist als die archäologische Arbeit. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber bewarb ich mich im letzten Jahr der Promotion und konnte übergangslos nach dem Abschluss anfangen.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?

Ich arbeite in Projekten bei verschiedenen Kunden und entwickle Lösungen für konkrete IT-Probleme. Die Aufgaben sind sehr vielfältig und erfordern daher ein hohes Maß an Flexibilität und Lernbereitschaft. Zuletzt habe ich zusammen mit meinem Team eine Anwendung für die Auswertung von biologischen Laborversuchen entwickelt, wobei ich die dabei die zugrunde liegenden statistischen Berechnungen programmiert habe. Im Prinzip war das auch Forschungsarbeit, da ich wissenschaftliche Artikel gelesen habe und Lösungen für sehr spezielle Probleme finden musste. 

Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?

Zunächst sind die viel genannten soft skills von großer Wichtigkeit. Archäolog*innen sind es gewohnt sich zügig in neue Themenfelder einzuarbeiten und unterschiedlichste Informationen zusammenzubringen und neu zu interpretieren. Diese Fähigkeiten sind, denke ich, in vielen anspruchsvolleren Jobs unabdingbar. Weiterhin lernt man in einem geisteswissenschaftlichen Studium gut zu präsentieren und komplexe Sachverhalte reduziert und verständlich vorzustellen. Das ist bei meiner Tätigkeit, die einen sehr engen Austausch mit den Kunden vorsieht, sehr wichtig.

Von den hard skills, die ich im Studium, aber vor allem während der Promotion gelernt bzw. vertieft habe, brauche ich vor allem meine Programmierkenntnisse in R, Python und SQL, aber auch die Analysefähigkeit, Daten auszuwerten und zu interpretieren. Ohne diese Kompetenzen könnte ich meinen Beruf nicht ausüben.

Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?

Im Grunde genommen bin ich sehr zufrieden mit den Kenntnissen und Erfahrungen, die ich aus dem Studium und der Promotion mitgenommen habe. Vermutlich hätte ich neben dem eigentlichen archäologischen Fachwissen noch mehr Basiskenntnisse in Wirtschaft oder Informatik aufgebaut. Oder ich hätte mir einen Nebenjob in der freien Wirtschaft gesucht, bei dem ich entsprechende Kenntnisse hätte lernen können.

Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Ich kann aus heutiger Sicht nur empfehlen, sich nicht zu stark auf die klassischen archäologischen Karrierepfade zu fokussieren, da im Leben dann doch das ein oder andere anders kommt. Mein Tipp ist ein Nebenfach oder ein Nebenjob zu suchen, der das archäologische Studium sinnvoll ergänzt, aber auch andere berufliche Perspektiven eröffnet. Das muss nicht BWL oder Informatik sein, sondern etwas, das einem ebenfalls gut liegt und Freude bereitet. Ich bin sehr froh, dass ich meinem Wunsch gefolgt bin Archäologin zu werden, aber auch mein aktueller Job begeistert mich sehr und ich bereue nicht „das Fach verlassen zu haben“.

Johanna Kranzbühler M.A. ist Anthropologin und hat sich nach einer Phase der Freiberuflichkeit in die freie Wirtschaft orientiert, wo sie nun für Datenschutz zuständig ist.

Was haben Sie wo studiert?

Uni Mainz, Physische Anthropologie, Ethnologie und Vor- und Frühgeschichte

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

Freiberuflichkeit als Anthropologin abwechselnd mit projektbezogenen, befristeten Anstellungen, unterbrochen von fachfremden Anstellungen, derzeit unbefristet(!) fachfremd angestellt.

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums?

„Forscherin“

Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert?

Nein

Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?

Über Grabungspraktika

Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Beruf empfunden?

Zunächst recht geschmeidig, da es immer genug zu tun gab, um sich mit der Profession als solcher zu beschäftigen. Mittelfristig fiel mir auf, dass das meiste davon unbezahlt stattfindet und ein Markt für meine Dienstleistung und auch ein ernsthafter Stellenmarkt quasi nicht vorhanden sind.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?

Ich bin in der freien Wirtschaft als Unternehmensberaterin für Datenschutz tätig und unterstütze Organisationen dabei, gesetzeskonform mit personenbezogenen Daten umzugehen. Hierfür erstelle ich z.B. Formblätter mit Informationstexten, Frage unternehmensinterne Prozesse ab und prüfe Verträge.

Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut?

Schwierig, ich kenn sie ja nicht alle... Die klassischen geisteswissenschaftlichen Softskills.

Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?

Sachverhalte erfassen, abstrahieren und auf ähnliche Situationen anwenden. Effizientes Einarbeiten in unbekannte Sachverhalte. Nachhakende Denkweise. Präzises Formulieren.

Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?

Die Wahl des Studienfachs und -ortes.

Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Macht euch bewusst, dass massiv über den Bedarf hinaus ausgebildet wird. Wie im richtigen Leben auch, kommen auch in der Archäologie diejenigen weiter, die, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Es ist daher keine Schande, sich fachfremd zu orientieren. Manchmal ist es sogar besser so