Dr. Vibeke Goldbeck ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin.


Was haben Sie wo studiert?

Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Tübingen, Bologna und Freiburg

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?

  • 06/07-08/07: Mitarbeit am Aufbau der Bilddatenbank FreIkon am Archäologischen Institut der Uni Freiburg
  • 09/07-03/08: Volontariat an den Staatlichen Antikensammlungen München
  • 04/08-07/10: Akademische Rätin auf Zeit am Institut für Klassische Archäologie der Uni Heidelberg
  • seit 08/10: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klassische Archäologie der FU Berlin

Was war Ihr Berufsziel während des Studiums? Hat sich Ihr Berufsziel während des Studiums verändert? Wie haben Sie sich während des Studiums beruflich orientiert?

Als ich anfing zu studieren, wollte ich unbedingt Professorin werden. Das war mein Antrieb, mich früh bei Kommiliton*innen und Dozent*innen zu informieren, was dazu nötig bzw. nützlich ist: Latinum und Graecum machen, Italienisch lernen, Uni wechseln, im Ausland studieren, Praktika bei Ausgrabungen und in Museen machen, bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres promoviert sein, um mich auf das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Institutes bewerben zu können. Ohne diesen Antrieb hätte ich das Studium vermutlich nicht stringent durchgezogen. Inzwischen möchte ich gar nicht mehr zwingend eine Professur – damit ist viel weniger Souveränität (in jeder Hinsicht) verbunden, als ich früher geglaubt habe. Inzwischen hätte ich lieber eine der wenigen entfristeten Mitarbeiterstellen, die es noch gibt, vorzugsweise an einem Universitätsinstitut mit einer großen Original- und Abguss-Sammlung.

Wie haben Sie den Übergang in die berufliche Tätigkeit nach dem Studium empfunden?

Ich habe sehr gerne studiert, aber es war – und ist! – auch schön, auf einmal Verantwortung zu tragen und das Gelernte weiterzugeben. Auf manche Tätigkeiten habe ich mich durch das Studium – nicht nur des Faches sondern auch und gerade seiner Vertreter – gut vorbereitet gefühlt. Anderes war neu und herausfordernd.

Wie sieht Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit aus? Was sind Ihre derzeitigen Aufgaben?

Ich bin mit einer halben Stelle (19,5 h pro Woche) als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin angestellt. Zu meinen Aufgaben gehören Lehre (1 Veranstaltung pro Semester), Aufgaben im administrativen Bereich (Organisation der Lehrveranstaltungen des Instituts, Beratung der Studierenden, Anrechnungen von Leistungen in andere Module, Weiterentwicklung von Studiengängen etc.) und eigene Forschungen. Theoretisch sollten alle drei Bereiche ungefähr gleich viel Zeit in Anspruch nehmen, aber de facto gibt es dabei immer wieder größere Schwankungen.

Was können Archäolog*innen nach dem Studium besonders gut? Was nutzen Sie von diesen Kompetenzen für Ihre aktuelle Tätigkeit?

Eine schwierige Frage, weil man sich dessen nicht immer bewusst ist. Sammeln, Analysieren und Vermitteln von Fachwissen – definitiv ein großer Bestandteil des Studiums – ist für Lehre und Forschung sehr wichtig. Mit anderen Menschen über ein Problem zu kommunizieren, sei es wissenschaftlicher, administrativer oder anderer Natur, habe ich ebenfalls im Studium gelernt. Ein weiterer wichtiger Bereich, für den das Studium mich sensibilisiert hat, ist interkulturelle Kommunikation. Konkret bedeutet das den Umgang mit Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, das Jonglieren mit Fremdsprachen, auch wenn man nicht alle davon wirklich gut beherrscht, und das Verständnis für die Unterschiede zwischen der Art der Ausbildung in verschiedenen europäischen Ländern. Das hilft mir bei der Beratung der Studierenden im Hinblick auf Auslandsaufenthalte und im Umgang mit Erasmus-Student*innen, die zu uns kommen. Projektmanagement lernt man ebenfalls im Studium, auch wenn das dort nicht so heißt. Ein Referat oder eine schriftliche Arbeit bis zu einem bestimmten Termin nach vorgegebenen Kriterien vorzubereiten ist (im Kleinen) nicht viel anders als eine Vorlesung vorzubereiten oder ein Forschungsprojekt durchzuführen. Durch die mehrfachen Ortswechsel habe ich im Studium schon geübt, mich immer wieder auf neue Leute in meinem Umfeld einzustellen.

Was hätten Sie im Studium, aus heutiger Sicht, anders gemacht?

Wenig, ehrlich gesagt. Vielleicht hätte ich noch Kunstgeschichte als Nebenfach studiert, da würde ich mich gerne besser auskennen. Und ich hätte gerne einen Studienaufenthalt in England absolviert. Das hatte ich versucht, es hat aber leider nicht geklappt. Abgesehen davon hatte ich insgesamt eine wunderbare Studienzeit.

Welchen persönlichen Tipp können Sie Studierenden des Fachs Archäologie geben, damit sie den für sie passenden Job finden?

Auch eine schwierige Frage. Ein guter Anfang ist, darüber nachzudenken, was man gut kann, und bei welcher Art von Tätigkeit man ein gutes Gefühl hat. Mich macht zum Beispiel unterrichten sehr glücklich, andere Kollegen sind nur glücklich, wenn sie auf Ausgrabungen sind und die Hände in der Erde haben, und wieder andere entwickeln am liebsten Konzepte für die Zukunft des Faches. Sehr wichtig ist, nicht zu glauben, dass es die eine seligmachende Option für jeden gibt. Nicht in allen steckt ein Wissenschaftler, im Gegenteil. Und das ist vollkommen in Ordnung. Nach einem Archäologiestudium in einer Branche zu arbeiten, die mit Archäologie nur wenig oder gar nichts zu tun hat, bedeutet nicht, dass man gescheitert ist oder das Falsche studiert hat.

Sie sind Mitglied in der AG „Wissen schafft Karriere“ des DArV. Was hat Sie dazu bewogen, sich in dieser AG zu engagieren?

Durch meine inzwischen langjährige Tätigkeit als Studienberaterin weiß ich um die vielen Fragen und Sorgen, die sich aus der Planung der universitären und außeruniversitären Karriere ergeben. Das wunderbare an der AG ist, dass wir in einer Gruppe von engagierten Gleichgesinnten versuchen, Schritt für Schritt Orientierung zu schaffen. Da die meisten von uns ehrenamtlich in der AG mitarbeiten, geht es langsam voran, aber es geht voran. Die Workshops, die wir organisiert haben, die Info-Stände und die immer zahlreicher werdenden Informationen auf der Homepage werden hoffentlich von vielen als Hilfestellung empfunden werden.