Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Außenminister,
Wir schreiben Ihnen dieses Brief in höchstem Zeitdruck. Unsere Kollegen in Afghanistan, die sich jahrelang mit Ihrer Unterstützung um den Erhalt des Kulturerbes Afghanistans bemüht haben, sind in äußerster Gefahr.
Sie werden sich an die Sprengung der großen Buddha-Statuen im Jahre 2001 in Bamiyan erinnern. Damals wurde der Hass der Taliban auf alle vorislamischen Altertümer offenbar, aber auch auf diejenigen, die sich solcher Monumente und Orte annehmen. In Kabul gab es seit 2001 wieder eine wachsende Gruppe an Archäologen, die international unterstützt wurden, so auch vom Deutschen Archäologischen Institut, welches zum Geschäftsbereich des Außenministeriums gehört.
Im Jahr 2018 gab es bereits einen von den Taliban durchgeführten Anschlag auf unsere Kollegen, der mit dem Tod von Abdul Wahab Ferozi endete. Bewahren Sie seine Kollegen vor einem ähnlichen Schicksal. Einige unter ihnen haben schon Drohbriefe erhalten. Auch ihre Familien sind dadurch bedroht – nicht nur weil sie eventuell den Haupternährer verlieren, sondern vor Allem weil wir den Umgang der Taliban mit Frauen und Mädchen kennen, deren Qual durchaus zwecks Rache genutzt wird.
Etliche der afghanischen Kollegen haben über viele Jahre mit uns gearbeitet und Deutschland mehrmals in Fortbildungskursen besuchen können. Sie waren an gemeinsamen deutsch-afghanischen Projekten beteiligt. Wir bitten Sie, gerade diese, Deutschland verbundenen, Menschen, deren Leben akut von Verhaftung, Rache und Misshandlung bis hin zum Tod bedroht ist, zu retten.
Deutscher Archäologen-Verband (DArV)
Deutsche Orient-Gesellschaft (DOG)
Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF)
Deutsche Gesellschaft für die Archäologie des Mittelalters u. d. Neuzeit (DGAMN)
Chartered Institute for Archaeologists Deutschland (CIfA Deutschland)