Cultural Heritage – Eigentumsfragen – Best practice: Denkanstöße zum Handel mit Antiken
Teaser zur DArV-Jahrestagung, 20.–22. Juni 2025 in Würzburg
Angesichts vielfältiger Bedrohungen ist die Frage nach dem Umgang mit dem kulturellen Erbe virulent. UNESCO-Empfehlungen und -Resolutionen werden zu nehmend durch nationale Gesetzgebungen in verbindliches Recht umgesetzt. Die kolonial geprägte Geschichte der westlichen Welt steht auf dem Prüfstand, die ‚klassische‘ Antike wird radikal in Frage gestellt. Museen als Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit und als typische Produkte der kritisierten historischen Entwicklungen sehen sich herausgefordert: Weitermachen wie bisher, Anpassungen vornehmen oder sich völlig neu erfinden?
Eine zentrale Rolle spielt dabei der Handel mit Antiken. Angesichts des nachlassenden Interesses am Sammeln von Antiken werden die Museen als ‚Bewahrer‘ des mobilen Kulturerbes mit Angeboten überschwemmt, von denen viele - moralisch wie rechtlich - nicht unbedenklich sind. Die Optionen oszillieren zwischen Ablehnen (mit Risiko des Verlustes), Aneignen (und Verstecken?), Ausstellen (und Probleme Ignorieren?) und einem transparenten Umgang bis hin zur konsequenten Restitution von ‚geraubter Kunst‘, die inzwischen auch mit einer gewissen Skepsis betrachtet wird. Wie kann oder sollte ein verantwortungsvoller Umgang mit diesem kulturellen Erbe aussehen?
Auf der Jahrestagung des DArV wollen wir zur Aufklärung beitragen: Wie funktioniert der Handel mit Antiken heute? Haben ihn die Fragen nach der Provenienz der Objekte verändert? Welche Rolle spielt das geltende Recht? Welchen Leitlinien folgen die verschiedenen Akteur*innen, wie nutzen sie die verbliebenen Spielräume?
In vier Panels berichten Expert*innen aus den verschiedenen Praxisfeldern rund um den Antikenhandel und stellen ihre Perspektiven zur Diskussion.
Panel I: Status quo: Herkunft unbekannt
Der Antikenhandel hat sich über Jahrhunderte entwickelt und ist tief in die Kolonialgeschichte verwoben. Dieses Panel führt in die Tagung ein, indem es die historischen Ursprünge und Strukturen des Handels beleuchtet. Wie haben sich die Handelswege verändert, und welche Rolle spielten staatliche und private Akteur*innen bei der Etablierung der Strukturen? Zudem wird auf die Problematik der oft unklaren oder verschleierten Provenienzen eingegangen. Expert*innen zeigen auf, wie die Geschichte des Handels den Umgang mit Antiken bis heute prägt und welche ethischen und rechtlichen Fragen daraus entstehen.
Mit: Sarah Krienen (Hannover), Georg Plattner (KHM Wien), Birgit Sporleder (freie Wissenschaftlerin, Berlin), Katja Terlau (selbstständige Provenienzforscherin, Köln).
Panel II: Die Akteur*innen des Handels mit Antiken
Der Antikenhandel ist ein komplexes Geflecht verschiedener Akteur*innen, von staatlichen Behörden über Kunsthändler*innen und Auktionshäuser bis hin zu Museen. Dieses Panel bietet eine Plattform für Expert*innen aus diesen Bereichen, um ihre Perspektiven und Praktiken vorzustellen. Wie beeinflusst die zunehmende Bedeutung von Provenienzforschung die Entscheidungen von Museen und Händler*innen? Welche digitalen Methoden nutzt die Strafverfolgung zur Aufklärung von illegalem Handel? Wie reagieren Auktionshäuser auf den steigenden Druck durch nationale und internationale Regulierungen?
Mit: Jean-David Cahn (Kunsthändler), Riccardo Giovanelli (Istituto Italiano di Tecnologia, Genova), Christian Klein (BLKA München, Kunstfahndung), Martin Maischberger (SMB).
Panel III: Rechtliche Situation in Europa
Der rechtliche Rahmen des Antikenhandels ist in den letzten Jahren erheblich verschärft worden. Dieses Panel analysiert die aktuellen Regelungen in Europa, insbesondere das Kulturgutschutzgesetz (KGSG) und andere relevante Gesetzestexte. Welche Maßnahmen existieren, um archäologische Objekte vor illegalem Handel zu schützen? Wie wirkt sich die rechtliche Lage auf Museen, den Handel und die Rückgabe von Kulturgütern aus?
Mit: Astrid Fendt (Landesmuseum Württemberg, Stuttgart), Daniel Graepler (Universität Göttingen), Yannick Neuhaus (Rechtsanwalt, Wiesbaden), Theda Schlageter (Bayerisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, München).
Panel IV: Antikenhandel: quo vadis?
Der Antikenhandel steht an einem Wendepunkt: Erbschaften, Schenkungen, Restitutionen und der Wandel im Sammelverhalten stellen alle Akteur*innen vor neue Herausforderungen. Dieses Panel diskutiert, wie ein transparenter und verantwortungsvoller Umgang mit Antiken aussehen kann. Welche Parameter bestimmen die Zukunft des Handels, und welche praktischen Modelle könnten als Vorbild dienen?
Mit: Vasiliki Barlou-Jäggi (Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig), Peter Graßmann (Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen), Frank Hildebrandt (MK&G Hamburg), Sarah Japp (DAI / Orient-Abteilung).
Den Abschluss der Tagung soll eine Diskussion über mögliche Wege für eine ethisch vertretbare Ausrichtung des Antikenhandels bilden.
Die Vorbereitungsgruppe der kommenden Jahrestagung besteht aus: Katja Lembke, Jochen Griesbach, Frank Hildebrandt, Jessica Bartz, Florian Birkner, Raffaella Da Vela, Catrin Ebbinghaus, Kristina Junker, Franziska Lehmann, Anna-Maria Schröder.
Programm
Das vollständige Programm der Jahrestagung findet sich hier.
Freitag, 20.06.2025 / N.N. Antikensammlung
- ab 12 Uhr Registrierung
- 14:00 - 14:30 Uhr Begrüßung zur Tagung
- 14:30 - 16:30 Uhr Panel I: “Herkunft unbekannt” - Der Status quo
- Kaffeepause
- 17:00 - 19:00 Uhr Mitgliederversammlung DArV (hier gelangen Sie zur Einladung zur MV)
- Freie Abendgestaltung
Samstag, 21.06.2025 / N.N. Antikensammlung
- 09:00 - 11:00 Uhr Panel II: Die Akteur*innen des Handels mit Antiken
- Kaffeepause
- 11:30 - 13:30 Uhr Panel III: Rechtliche Situation in Europa
- Mittagspause
- 14:30 - 15:30 Uhr AG Treffen
- Kaffeepause
- 16:00 - 18:00 Uhr Vorstellung Forschungsprojekte des Instituts für Altertumswissenschaften der JMU Würzburg
- 19 Uhr Abendvortrag (Ittai Gradel)
- 20 Uhr Empfang im Museum
Sonntag, 22.06.2025 / N.N. Antikensammlung
- 09:00 - 11:00 Uhr Panel IV: Antikenhandel: quo vadis?
- Kaffeepause
- 11:30 - 12:30 Uhr Abschlussdiskussion
Anmeldung
Eine Anmeldung wird möglichst bald, spätestens bis zum 02.05.2025 erbeten an:
per Post:
Deutscher Archäologen-Verband e.V.
Geschäftsstelle
Tasdorfer Straße 6
15566 Schöneiche
per E-Mail:
geschaeftsstelle@darv.de
Für die Anmeldung reicht eine einfache E-Mail mit Namen, Wohnort/Institution und der Auskunft, ob Sie am Abendempfang (Samstag, 21.06.2025) teilnehmen möchten. Sie können auch das Anmeldeformular ausfüllen und per Post oder E-Mail an die Geschäftsstelle senden.